Die Musik der Benediktiner und Benediktinerinnen in Ossiach

Das Pergament 32 

aus der Universitätsbibliothek Klagenfurt aus dem 13. Jahrhundert stammt aus dem Kloster Ossiach. Im 1. Teil enthält es die Pastoral-Regel von Papst Gregor dem Großen, im 2.Teil enthält es Hymnen: Cunctipotens Genitor. Rex Deus aeterne. Sanctus, a quo sunt omnia. Sanctus, redemptor Christi coeli et terrae. Und  ein Osterspiel in lateinischer Sprache mit den ältesten in Kärnten geschriebenen Noten ("Neumen") 

Orgeln im 16.Jahrhundert

Eine Orgel aus Heiligengestade wurde 1564 nach Ossiach übertragen. Hieronymus Megiser berichtet: "Anno 1520.........Dieser Abt Wolfgang Gaißbacher von Sternberg (Abt 1510-1523) hat auch gebawet die Kirche samt dem Teich an demThauerberg/ deßgleichen die Kirche zu der heiligen Stadt/ sampt der Orgel darinnen/ welche nachmals Andreas Hasenberger (Abt 1528-1555) der andere Abt / in die Kirchen zu Ossiach gesetzt hat/ und hernach vom Abt Petern Gröblacher (Abt 1556-1587)  in ein tausend  fünf hundert und vier und sechzigsten Jahr/ mitten in ie Kirchen auff dem Chor gesetzt worden." 
"Vielleicht hat diese Orgel solange ihren Dienst versehen, bis unter dem zwischen 1682  und 1725 wirkenden Abt Edmund Iblpacher die noch heute erhaltenen barocken Orgel(n) errichtet wurden. 


Abt Iblpacher (1641-1725)

Mit Abt Edmund Iblpacher, einem Jesuitenschüler aus Klagenfurt, hält das Barock Einzug in Ossiach (1682-1725). Der Hauptaltar, die 2 Barockorgeln, eine Sonnenuhr und das Refektorium tragen sein Wappen. Das ehemalige Refektorium ("Knappensaal") im Osttrakt des Stiftes werden von ihm mit Fresken und  Stuckaturen im Knorpelwerk-Stil ausgestattet.
1689 beging man die Eintausend-Jahrfeier der angeblich im Jahre 689 erfolgten Gründung  der Siedlung Ossiach. Die Errichtung der zwei Orgeln wurde von Kunsthistorikern mit dieser Festfeier in Zusammenhang gebracht. Abt Iblpacher war 1697-1700 Vorsitzender ("Präses") und Visitator der Benediktiner-Universität in Salzburg und damit höher gestellt als der dortige Rektor. Er war Deputierter im Landtag und Legat der Kärntner Landstände am kaiserlichen Hof bei Kaiser Leopold I. In der 722-jährigen Geschichte des Klosters war Abt Iblpacher einer der einfluss-reichsten Äbte. 2025 erinnern wir uns an den 300. Todestag von Abt Edmund Iblpacher

Hermann der Lahme

Um 1730-1735 malt Josef Ferdinand Fromiller (1693-1760) seine Wand-und Deckenfresken in der Stiftskirche Ossiach. Darunter befindet sich auch ein Bild vom Seligen Hermann dem Lahmen. Er gilt als "Komponist" des "Salve Regina".Die bekannte Antiphon Salve Regina wurde bereits im Mittelalter im gesamten 

christlichen Abendland gesungen.  

Papst Pius V. (Papst 1566-1572) ließ das Salve Regina täglich am Schluss der 

Komplet, dem Nachtgebet der Kirche, singen. 

Das Osterspiel von Ossiach

ist im Pergament 32 aus der Universitätsbibliothek Klagenfurt, Anfang 13. Jh., aus dem Kloster Ossiach in Kärnten erhalten. Es enthält das Gespräch von Maria Magdalena mit Jesus nach der Auferstehung und ihre anschließende Ansprache direkt an das Publikum. Dieses lateinische Evangelium in Dialogform gilt als Urform der späteren Passionsspiele. Es ist für viele Theologen  eine Schlüsselstelle im Glauben an die Auferstehung Jesu, da in der dominanten Männerwelt von damals eine Frau als erste Zeugin der Auferstehung Jesus genannt wird. Der Text auf lateinisch im Ossiacher Fragment lautet:

“Jesus: Maria! Maria: Rabboni! Jesus: O Maria noli me tangere“ Auf Deutsch: 

„Jesus: Maria! Maria: Rabbi! Jesus: O Maria berühre mich nicht“ 

Im Ossiacher Osterspiel stehen darüber Neumen – die ältesten in Kärnten geschriebenen „Noten“ im Gregorianischen Choral (Neume: Wink, Gebärde)

Aus der Universitätsbibliothek Klagenfurt PE 32, Blatt 77v-78r